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Homöopathie & Heilmagnetismus (Mesmerismus)

Die Krankengeschichte des Friedrich Wieck verdeutlicht, welch‘ große Rolle der Mesmerismus in Hahnemanns Praxis spielte, alleine schon aufgrund der häufigen Verordnungen.

 

Als Hahnemann in den Jahren 1815/16 Friedrich Wieck behandelte, betrug der Anteil der mesmerischen an der Gesamtbehandlung mindestens 33%.

Jedoch „legte Hahnemann nicht selbst Hand an“, wie man vielleicht meinen könnte, sondern schickte seine Patienten zu speziell dazu befähigten Magnetiseuren.

Es wird vermutet, dass Hahnemann sogar eine eigene Materia Medica des Mesmerismus geplant hatte, um diesen noch effektiver und gezielter einsetzen zu können.

Z.B. stammt das auffällige Arzneisymptom von Calcium carbonicum „Großes Verlangen, sich mesmeriren zu lassen“, von Antonie Volkmann, einer Patientin Hahnemanns, die offensichtlich sehr empfänglich für die Wirkungen des „thierischen“ Magnetismus war.

 

Konsequent sammelte Hahnemann die Symptome, die durch Einwirkung des Magneten auf den menschlichen Organismus entstanden und veröffentlichte sie, in drei Kapitel unterteilt, zusammen mit einer Anleitung zur Herstellung und zum Versand eines Magneten zu therapeutischen Zwecken.

Ebenso hat er Arzneimittelprüfungen am gesunden Menschen durchgeführt, um die Wirkungen des mineralischen Magnetismus zu erforschen: Sowohl die Wirkung des Magneten im Gesamten, als auch dessen Wirkung speziell auf den Süd- bzw. Nordpol bezogen.

 

Die Ergebnisse dieser Prüfungen sind in Hahnemanns „Reiner Arzneimittellehre“ niedergeschrieben und dienen so als Grundlage für die homöopathische Behandlung.

Nach Ansicht Hahnemanns beruht die Wirkung des Heilmagnetismus auf der Übertragung von Lebensenergie („positiver Magnetismus“), sowie der Regulierung bzw. Ableitung („negativer Magnetismus“) von Lebensenergie durch den „kräftigen Willen eines gutmeinenden Menschen“ auf den Patienten.

Hier muss aber unterschieden werden zwischen der physikalisch-verständlichen Kraft eines Stahlmagneten und der nicht-physikalischen Lebensenergie eines Menschen.

Jedoch spricht Hahnemann sowohl dem mineralischen Magnetismus als auch dem Heilmagnetismus die Fähigkeit einer homöopathischen Heilung zu, da in beiden Fällen, ähnlich wie bei der Verabreichung einer homöopathischen Arznei, eine immaterielle Kraftübertragung auf den Behandelnden stattfindet: Entweder durch den Gebrauch eines Magneten oder durch Handauflegen mittels eines Magnetiseurs.

Leider hat sich die Verwendung des Mesmerismus innerhalb der Homöopathie weitgehend verloren; selbst „eingefleischte“ Homöopathen wissen selten um die außerordentliche Wertschätzung des Heilmagnetismus in Hahnemanns Praxisalltag.

Hahnemann verweist bereits 1779 in seiner Dissertation auf den Mesmerismus als therapeutisches Verfahren bei Zahnschmerzen.

Hervorzuheben ist insbesondere, dass Hahnemann dem Heilmagnetismus als einziges nicht-homöopathisches Heilverfahren, einen gesonderten Platz in seinem Organon eingeräumt hat.

 

Im „Organon der Heilkunst“, 6. Aufl., § 288, lesen wir über den Mesmerismus:

 

"Der Mesmerismus oder Magnetismus , ein wundersames, unschätzbares, dem Menschen verliehenes Geschenk Gottes, eine Heilkraft, mittels dessen durch den kräftigen Willen eines gutmeinenden Menschen auf einen Kranken durch Berührung und selbst ohne dieselbe, ja selbst in einiger Entfernung die Lebenskraft des Gesunden in einen anderen Menschen dynamisch einströmt."

 

Und weiter schreibt Hahnemann 1842:

 

"Wenn man gelernt haben wird, richtig mit dem Zoomagnetisieren/Mesmerisieren zu verfahren, um die beabsichtigten Wirkungen beim Kranken hervorzuheben, so wird die Verbindung beider, die der homöopathischen Behandlung mit gehörig dynamisierter wohlgewählter Arznei in angemessener Gabe, mit zweckmäßiger zoomagnetischer Behandlung des Kranken zusammen, erst die möglich vollkommenste Art, kranke Menschen herzustellen, bilden, was wir jedoch erst nach Verfluß vieler Jahre zu erwarten haben."

 

Bleibt zu hoffen, dass mittlerweile die Zeit gekommen ist, um die außerordentlichen Heilkräfte des Mesmerismus wieder aufleben zu lassen, vielleicht gerade in Kombination mit einer homöopathischen Behandlung.

Was ist das Besondere am Heilmagnetismus?

Er ist insofern herausragend, weil die Handhabung durch Handauflegen und gezielte „magnetische Striche“ leicht verständlich und erlernbar ist. Durch die Anwendung des „Mesmerismus“ kommt es zu einer (Neu-)Ordnung des den Körper umgebenden elektromagnetischen Feldes.

Die Energie kann wieder frei fließen; andere therapeutische Verordnungen fallen auf fruchtbaren Boden und ein geordnetes Terrain, was den Heilungsprozess voranbringt.

Es sind absolut keine Vorkenntnisse erforderlich, lediglich die Bereitschaft, das zu Erlernende in sich aufzunehmen und umzusetzen.

Bei welchen Beschwerden kann der Heilmagnetismus eingesetzt werden?

Der Heilmagnetismus beeinflusst im Grunde jede Erkrankung positiv.

Folgende Beschwerden können gelindert werden:

  • allgemein geschwächtes Immunsystem
  • Störungen des vegetativen Nervensystems
  • psychosomatische Störungen wie Migräne, Verdauungsprobleme, Hautprobleme, Allergien
  • konkrete Schmerzen an Gelenken und Rücken
  • psychische Beschwerden wie Erschöpfungszustände/ Burn-out, Mattheit, Depressionen
  • alle Beschwerden, die schulmedizinisch nicht begründet werden können

Historisch lässt sich die heilmagnetische Behandlung durch Priester und Könige bis in die Antike zurückverfolgen.

Berühmt gewordene Magnetiseure unserer Zeit waren Hildegard von Bingen, Paracelsus, der englische Philosoph Robert Fludd (1574-1637), der holländische Arzt Johann Baptist van Helmont(1577-1644), der Pfarrer Johann Joseph Gassner (1727-1779), der Arzt Carl Gustav Carus (1789 -1869) und natürlich Dr. F.A. Mesmer (1734 – 1815).

Quellenangaben:

Wegener, Genneper: Lehrbuch Homöopathie: Grundlagen und Praxis der klassischen Homöopathie

Reinhard Hickmann: Das Psorische Leiden der Antonie Volkmann

Georg Müller: Heilkraft durch Verdünnen